Kastration
P
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und
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In Mails und Telefonaten werden wir immer
wieder gefragt, welche Meinung und Erfahrungen wir zur Kastration haben,
daher haben wir uns entschlossen, diesem Thema eine eigene Rubrik auf
unserer Homepage zu widmen. So können vielleicht schon viele Fragen im
Vorfeld beantwortet werden.
Kastration
von RÜDEN
Unserer Meinung nach hat es in Bezug auf
die Kastration von Rüden in den letzten Jahren eine sehr negative
Entwicklung gegeben, denn fast alle Rüden, die kastriert werden, werden
nicht aus einer medizinischen Indikation heraus (z. B. wenn Hodenkrebs
vorliegt) kastriert, sondern aus charakterlichen Gründen. Es gibt sehr
viele Menschen, die eine solche Kastration propagieren, leider auch sehr
viele Tierärzte. Es gibt hier zwei Zeitpunkte der Kastration, die Früh-
und die Spätkastration.
Die Frühkastrationen
werden durchgeführt, BEVOR der Rüde die Chance hatte, in die Pubertät
zu kommen. Dies meist aus der Angst heraus, daß er – wenn er in die
Pubertät kommt und ein entsprechendes pubertäres Verhalten an den Tag
legt – ein dominantes Verhalten zeigt und seine Halter damit dann überfordert
wären. Unserer Meinung nach gibt es für einen solchen Eingriff – es
sei denn, es liegt eine medizinische Indikation vor – KEINEN Grund.
Wenn ein Rüde zu dominantem oder Alpha-Verhalten neigt, kann man dies
auch schon bei sehr jungen Hunden erkennen, da es sich um
Charaktermerkmale handelt, die genetisch bedingt sind (entsprechendes
Verhalten durch z. B. traumatische Erlebnisse oder falsche Haltung
nehmen wir hier einmal davon aus!).
Es sollte also nicht schwer sein, einschätzen
zu können, ob der entsprechende Hund dominantes Verhalten zeigt oder
nicht. Im Falle von genetisch bedingtem Führungsdrang wird die
Kastration KEINEN Einfluß auf den Charakter des dominanten Tieres
haben, denn der Hund zeigt dieses Verhalten ja schon vor der Pubertät
und der damit einhergehenden hormonellen Umstellung. Daran kann man
eindeutig erkennen, daß der Hund diese Hormone nicht braucht, um ein
solches Verhalten zu zeigen.
Noch schlimmer ist es, wenn gar ein Rüde
kastriert wird, der sowieso eher zu den zurückhaltenden, ängstlichen
Typen von Rüden gehört. Im Gegensatz zum dominanten Rüden, dessen
Charakter normalerweise durch eine Frühkastration nicht verändert
wird, hat eine Frühkastration bei einem ängstlichen, zurückhaltenden
Hund beträchtliche Auswirkungen auf den Charakter. Für diesen Typ von
Rüden wäre es sehr wichtig, daß er – durch die entsprechende
hormonelle Umstellung, die mit der Pubertät einhergeht – und durch
die Hormonausschüttungen, die dann stattfinden, Sicherheit gewinnt.
Wann immer wir zum Training in Bezug auf einen ängstlichen Rüden
gerufen werden, sind wir sehr dankbar, wenn wir einen unkastrierten Rüden
vorfinden, denn die Hormonausschüttungen kann man sich sehr gut zu
Nutze machen! Es sollte unbedingt bedacht werden, daß eine Kastration
unumkehrbar ist und die Wahrscheinlich bei nahezu 100% liegt, daß ein
ängstlicher Rüde, der VOR der Pubertät kastriert wurde, immer ein
sehr ängstlicher Rüde bleiben wird!
„Spät“kastrationen
werden durchgeführt, wenn der Rüde psychisch und physisch erwachsen
ist, also – in Bezug auf Giganten – nach dem 2. Lebensjahr. Ist eine
Frühkastration bei einem dominanten bzw. alphahaften Grundcharakter
schon – wie oben beschrieben – in nahezu 100% nicht
erfolgversprechend, so sind Spätkastrationen in 100% der Fälle –
wenn diese Kastration durchgeführt wird, um aus einem dominanten Rüden
ein „Lamm“ zu machen – erfolglos, denn der Charakter ändert sich
auch nicht in einer Nuance! Ein Rüde, der ein oder zwei Jahre ein
bestimmtes Verhalten gelebt hat, benötigt KEINE hormonelle Unterstützung,
um dieses Verhalten weiterhin zu zeigen. Hier ist das Verhalten
manifestiert und wird mit und ohne Kastration ausgelebt (um
hier nicht mißverstanden zu werden: wir sprechen hier durchweg von
Grundcharakteren. Der Grundcharakter ist auch beim Hund genetisch
festgelegt. Betrachtet man z. B. Geschwister in einem Wurf, gibt es
immer Hunde, die besonders verspielt oder temperamentvoll sind, welche,
die schüchtern sind, Draufgänger, absolut Unerschrockene, etc. Alle
Hunde sind gleich aufgewachsen und zeigen dennoch unterschiedliche
Grundcharaktere. Wir sprechen hier nicht von dominanten
Verhaltensweisen, die aufgrund falscher Haltung entstanden sind und die
man mittels entsprechendem Training korrigieren könnte!).
Unserer
Meinung und Erfahrung nach ist es auch ein Irrglaube, anzunehmen, daß
ein Rüde, der ständig auf "der Jagd" nach heißen Hündinnen
ist, nach der Kastration kein Interesse an heißen Hündinnen mehr
verspüren wird. In solchen Fällen stellen wir dann meist die böse
Frage, ob dem Rüden bei der Kastration auch die Nase, die
entsprechenden Synapsen im Gehirn und/oder auch der Penis entfernt
werden. Dies ist nicht der Fall, der Rüde riecht die heiße Hündin
also weiterhin und kann/wird - da er ja ein sogenannter "heißer
Feger" war, dies auch bleiben; oft springen diese Rüden auch
weiterhin auf die heiße Hündin auf. Wir haben in all den Jahren keinen
Rüden kennengelernt, der - vor seiner Kastration - ein heißer Feger
war und danach keinerlei Interesse mehr an Hündinnen gezeigt hat. Dies
kann der Fall sein, wenn der Rüde vor der Pubertät kastriert wird. In
dieser Phase haben die meisten Rüden ja noch kein Interesse am
weiblichen Geschlecht, dieser Trieb wurde also noch nicht ausgelebt und
die Erfahrungen sind daher auch nicht im Gehirn gespeichert. Aber auch
hier gilt: Woher wollen die Halter denn wissen, daß aus ihrem zur Zeit
lieben Hund später mal ein heißer Feger wird?
Hinzu kommt – bei beiden
Grundcharakteren – daß es in Bezug auf die physischen Auswirkungen
zudem noch negative Auswirkungen gibt: frühkastrierte Rüden werden
immer ein babyhaftes Aussehen (weiches Fell und weiche Konturen [der
Kopf z. B. wird keine markanten, erwachsenen Züge bekommen] behalten.
Auch entsprechende feste Muskulatur kann in den allermeisten Fällen
nicht ausgebildet werden; Frühkastrate
sind daher schwammig, das typisch muskulöse Aussehen eines gut
durchtrainierten Doggenrüden geht vollständig verloren bzw. kann
niemals ausgebildet werden! Auch geht hier oft die Lauf- und
Bewegungsfreude, die ebenfalls typisch für Doggen sind, verloren, die
Hunde werden meist schon in diesem jungen Alter sehr bequem und
laufunlustig!
Spätkastrate
haben ja bereits das Aussehen eines erwachsenen und ausgewachsenen Rüden.
Hier kommt es also nicht dazu, daß der Kastrat zeitlebens ein
babyhaftes und unerwachsenes Aussehen behält. Auch ist nicht immer
gesagt, daß der Kastrat lauffaul wird, es kommt aber auch sehr häufig
vor. Die Futterreduzierung (siehe nachfolgende Ausführungen) trifft
jedoch auf den Spätkastraten genauso zu, wie auf den Frühkastraten!
Diese Auswirkungen sollten von den
Haltern – VOR einer Kastration – unbedingt bedacht werden. Ist der Rüde
bereits kastriert oder soll er – ungeachtet des oben beschriebenen –
kastriert werden, sollte darauf geachtet werden, daß Kastrate
mindestens 1/3 Futter weniger benötigen, als unkastrierte Rüden. Daß
kastrierte Hunde in so vielen Fällen so extrem übergewichtig werden,
liegt nicht nur an den oben beschriebenen Auswirkungen (die Hunde sind
lauffaul und daher geht man weniger mit ihnen spazieren etc.), sondern
eben auch daran, daß die Hunde – nach der Kastration – für einen
Kastraten zu viel oder falsches Futter bekommen.
FAZIT:
Wir
vertreten die Ansicht, daß es aus den oben beschriebenen Gründen –
in Bezug auf die Kastration eines Rüden – kein Pro gibt. Soll ein Rüde
kastriert werden, um Nachwuchs zu vermeiden, sollte – unserer Meinung
nach – die Hündin (siehe weiterer Text „Kastration von HÜNDINNEN)
kastriert werden und nicht der Rüde. Wir wissen sehr wohl, daß es
risikoloser und preisgünstiger (in Bezug auf die Operation) ist, einen
Rüden zu kastrieren, aber wenn man die nachstehend beschriebenen
Situationen bei Hündinnen bedenkt, ist es wesentlich sinnvoller – um
spätere Risiken für die Hündin zu vermeiden – diese zu kastrieren.
Unserer
Meinung nach ist die Kastration beim Rüden – sofern keine
medizinische Indikation vorliegt - eine Verstümmelung, da hier ein körperlicher
Eingriff vorgenommen wird, um Einfluß auf den Charakter zu nehmen. Wir
sind der Ansicht, daß ein Rüde – gerade weil es ein Rüde ist –
auch die Möglichkeit haben sollte, rüdenhaftes Verhalten an den Tag
legen zu dürfen und daß die Menschen, die mit diesem Verhalten nicht
zurechtkommen, eben von der Anschaffung eines Rüden Abstand nehmen
sollten!
Kastration
von HÜNDINNEN
Da die Kastration einer Hündin - seitens der
Halter - oft erfolgt, weil die Hündin eine Gebärmuttervereiterung hat,
die die Entfernung der Gebärmutter zum Überleben der Hündin notwendig
macht, haben wir dies nachfolgend im Detail beschrieben, bevor wir zum
eigentlichen Thema, der Kastration der Hündin, kommen:
Gebärmutterentzündung
(Pyometra)
Definition:
Durch
Zervixstenose (einschl. seniler Lumenverödung) bedingte Eiteransammlung
im Cavum uteri.
Situation:
Da
eine Gebärmutterentzündung für den Halter nicht leicht zu erkennen
ist, erfolgt der Gang zum Tierarzt meist erst sehr spät [oft leider zu
spät!], nämlich meist erst dann, wenn bereits massiver eitriger Ausfluß
aus der Scheide der Hündin austritt. Da die chirurgische Entfernung
einer vereiterten Gebärmutter diverse Risiken birgt, ist ein solcher
Eingriff nicht ungefährlich.
Zeiten
der Gefährdung:
Hündinnen
sind immer zum Zeitpunkt der Geburt oder unmittelbar
danach, nach jeder Läufigkeit oder nach sogenannten Scheinträchtigkeiten
gefährdet. Auch regelmäßige Hormonbehandlungen zum Abbrechen einer
Schwangerschaft oder zum Aussetzen einer Läufigkeit (Doggenhündinnen
vertragen dies extrem schlecht, in fast allen Fällen kommt es nach
einer solchen Hormonbehandlung zu einer massiven Gebärmuttervereiterung!!!)
können eine Gebärmutterentzündung bei einer Hündin hervorrufen bzw.
begünstigen.
Mögliche
Ursachen:
In den meisten Fällen
handelt es sich um bakterielle Infektionen oder auch um Fehlfunktionen
der Eierstöcke.
Vorsichtsmaßnahmen:
Nach jeder Läufigkeit sollte die Hündin in den Folgewochen kontrolliert
und sehr genau beobachtet werden. Haben Sie den Verdacht, daß sich das
Allgemeinbefinden der Hündin verändert, messen Sie sofort die
Temperatur und betupfen Sie des öfteren die Scheide mit einem weichen,
weißen Tuch, um festzustellen, ob Ausfluß aus der Scheide kommt. Wenn
Sie einen Rüden haben, kann dieser Ihnen diesbezüglich auch
„helfen“, denn oftmals reagieren Rüden verstärkt auf den Geruch
des Scheidensekretes und benehmen sich, als ob die Hündin läufig wäre.
Großer Durst, Aggressivität anderen Hunden gegenüber und Lustlosigkeit
sind nur einige Beispiele für Veränderungen des Allgemeinbefindens.
Jeder Hündinnenhalter kennt sein Tier am besten und sollte daher sein
Tier genau beobachten, um so individuelle Veränderungen am ehesten zu
bemerken.
Symptome und Krankheitsverlauf
Warum ist es für den
Halter so schwer, eine Gebärmutterentzündung festzustellen? Unter
anderem dadurch, daß es Hündinnen gibt, die – während des
Krankheitsverlaufs – weder charakterliche Veränderungen noch
erkennbare Veränderungen im Allgemeinbefinden zeigen. Hier sind
nachfolgend genannte Symptome Alarmzeichen, SOFORT einen Tierarzt
aufzusuchen:
Wie oben bereits
geschrieben, ist es wichtig, bei den oben genannten Symptomen so schnell
wie möglich einen Tierarzt aufzusuchen. Passiert dies nicht, ist das
Leben der Hündin in Gefahr. Jede zeitliche Verzögerung kann dazu führen,
daß die Hündin die Operation nicht überlebt!
Erkrankung
im Anfangsstadium
Bei noch geöffnetem
Muttermund sind die Heilchancen sehr groß. Im Anfangsstadium reicht of
die Gabe homöopatischer Mittel, der schnelle und 100%ige Heilungserfolg
ist – bei Früherkennung – nahezu sicher.
Erkrankung im fortgeschrittenen Stadium
Hier
müssen meist – im ersten Schritt - Antibiotika eingesetzt werden und
oft bleibt nur – um das Leben der Hündin zu retten - die
Totaloperation.
Lassen Sie es – wenn möglich – nicht so
weit kommen. Beobachten Sie Ihre Hündin in den o. g.
Zeiten genau. Auch wenn die Symptome noch nicht sehr ausgeprägt
sind, versuchen Sie bitte keine Selbstbehandlung, sondern suchen Sie
bitte den Tierarzt auf, denn nur er kann zweifelsfrei – durch die
entsprechenden Untersuchungen – feststellen, ob Ihre Hündin tatsächlich
eine Gebärmutterentzündung hat.
Aus
den Erfahrungen, die wir in den letzten 20 Jahren gesammelt haben, geht
eindeutig hervor, daß mehr als 95 % der Hündinnen im Alter Probleme
mit den Fortpflanzungsorganen bekommen.
Sei es, daß es zu massiven Gebärmutterentzündungen kommt (dies für
den Halter zu erkennen ist nicht einfach. Daher erfolgt der Gang zum
Tierarzt meist erst sehr spät [oft leider zu spät!], nämlich erst
dann, wenn bereits massiver eitriger Ausfluß aus der Scheide der Hündin
austritt), sei es, daß es zu Zystenbildungen etc. kommt. Hündinnen
sind immer zum
Zeitpunkt der Geburt oder unmittelbar danach, nach jeder Läufigkeit
oder nach sogenannten Scheinträchtigkeiten gefährdet. Auch regelmäßige
Hormonbehandlungen zum Abbrechen einer Schwangerschaft oder zum
Aussetzen einer Läufigkeit (Doggenhündinnen vertragen dies extrem
schlecht, in fast allen Fällen kommt es nach einer solchen
Hormonbehandlung zu einer massiven Gebärmuttervereiterung!!!) können
eine Gebärmutterentzündung bei einer Hündin hervorrufen bzw. begünstigen.
Da die oben genannten Krankheitsbilder meist erst bei älteren Hündinnen
auftreten, kommen dann 2 sehr ungünstige Faktoren zusammen:
1.
bei jedem älteren Hund (dies
ist ja bei uns Menschen nicht anders!) birgt eine Operation mehr
Risiken:
a.
das Herz-/Kreislaufsystem ist meist nicht mehr so leistungsfähig
b.
viele ältere Hündinnen
haben chronische Erkrankungen, die eine Operation erschweren
c.
die Genesung (das Verheilen
der Narben etc.) dauert bei einem älteren Tier immer länger, als bei
einem jüngeren Hund.
2.
die Entfernung einer massiv
vereiterten Gebärmutter ist – auch bei jungen Hunden – nicht ungefährlich!
Die Situation in einem solchen Fall ist also, daß eine Hündin
operiert werden muß, bei der die Operation gleich 2 große
Risikofaktoren birgt, nämlich einmal das Alter und zum zweiten die
Entfernung einer eitrigen Gebärmutter. Da diese Probleme vorherzusehen
sind (wir rechnen hier einfach in Wahrscheinlichkeiten der Erfahrungen
der letzten 20 Jahre) sind wir der Ansicht, daß eine Hündin – u. a.
um die oben beschriebenen lebensgefährlichen Risiken zu vermeiden
–kastriert werden sollte, wenn sie psychisch und physisch ausgewachsen
ist (bei Doggenhündinnen ist dies zwischen dem zweiten und dritten
Lebensjahr). Also dann, wenn sie sich sozusagen in einem jungen,
dynamischen und gesunden Zustand befindet. Erfolgt die Kastration zu
diesem Zeitpunkt, dann erholt sich die Hündin innerhalb weniger Tage
von der Operation (vorausgesetzt natürlich sie wurde von einem guten
Chirurgen operiert!) und das Risiko einer solchen Operation wird auf ein
Minimum reduziert.
H I N W E I S: